Diskussionen Dr. Oesterle ./. Prof. Bruhn über Wirbelphysik
(Kurzprotokoll)
(13.01.-09.02.2000)
Beobachtung und Experiment
haben (bei Wirbelströmungen) höhere Priorität als Mathematik.
Das sind falsche Vorstellungen von den mathematischen Methoden der Strömungsmechanik: Strömungsmechanik allein auf Grund der Mathematik ist natürlich unmöglich.
Die Strömungsmechanik geht von experimentellen Grundtatsachen aus
- dem Massenerhaltungssatz,
- dem Impulssatz und
- dem Energiesatz.
Die mit mathematischen Methoden aus den experimentellen Grundtatsachen hergeleiteten Folgerungen sind zwingend gültig. Der Vergleich Theoretische Strömungsmechanik / Praxis, z.B. im modernen Flugzeugbau, zeigt ausgezeichnete Übereinstimmung.
Aus meinem Buch ist zu entnehmen, dass ich die Mathematik
auch anwende, aber nur als Forschungsinstrument, nicht als Quelle des neuen
Wissens über die Wirklichkeit.
Die Mathematik saugt sich nichts aus den Fingern. Die Naturgesetze sind als mathematische Regeln formuliert. Das ermöglicht, mit mathematischen Umformungen Schlüsse zu ziehen und Voraussagen zu machen.
Ein konkretes Beispiel zu den Rollen von Messung und Mathematik:
Mit Mess-Sonden wird in einem idealen Gases an einer Stelle Druck p und Temperatur T gemessen. Dann kann mit Mathematik, der Zustandsgleichung idealer Gase, die schwer direkt messbare Dichte r berechnet werden:
.
Die Entropie ist überhaupt nicht direkt messbar, sie ist nur mathematisch definiert. Aber man kann sie ausrechnen, wenn man Druck p und Dichte r bereits kennt:
.
Die Mathematik
dient also nur dazu, Größen zu berechnen, die im Experiment nur sehr mühsam und
aufwendig zu ermitteln wären. Dasselbe gilt, wenn auch auf einem höheren
Schwierigkeitsniveau, z.B. für die Aussagen über Strömungen, die mit Hilfe der
Navier-Stokes-Gleichungen über den Verlauf der Entropie s entlang der Teilchenbahnen in einem
Gaswirbel gemacht werden können (s. meinen Artikel über die Dissipation): Die
Entropie kann zeitlich nicht abnehmen.
- Wenn wir beobachten, wie eine Windhose oder ein Tornado entsteht, stellen wir fest, das die Umrisse des Wirbels zuerst verschwommen sind und dann immer schärfer werden.
- Aus der Thermodynamik wissen wir, dass die Zunahme der Entropie zur Homogenisierung führt, zu zunehmender Verschwommenheit von Grenzen.
- Verschärfung der Grenzen bedeutet - umgekehrt - Abnahme der Entropie.
Das ist keine Definition der Entropie.
Ohne Mathematik kann der jeweils gültige Wert der Entropie nicht ermittelt werden. Die Strömungsmechanik verwendet an Stelle Ihrer subjektiven und höchstens qualitativen Definition eine objektive quantitative Definition. Die verbale Behandlung von physikalischen Vorgängen ist Spekulation ohne Beweiskraft, z.B. die obige Definition von Entropie und Angaben über deren Änderung.
Wie kann das
funktionieren? Im Wirbel existiert eine Grenze. An einer Seite dieser Grenze
bewegen sich die Teilchen "normal", sie stoßen zufällig zusammen und
bewegen sich in zufälligen Richtung bis zum nächsten Zusammenstoß. An der
anderen Seite dieser Grenze bewegen sich die Teilchen in einer Strömung auf
parallelen Bahnen und stoßen wesentlich seltener zusammen, d.h. sie haben eine
niedrigere Temperatur und brauchen ein geringeres Volumen (auch die Viskosität
des Mediums, das diese Teilchen bilden, ist wesentlich geringer). Dadurch
entsteht ein Unterdruck, der die "normalen" Teilchen in die Strömung
"einsaugt" und abkühlt. Der 2. Hauptsatz hat mit zusammenstoßenden zu
tun, und nicht mit parallel sich bewegenden.
Zur Diskussion des 2. Hauptsatzes reichen verbale qualitative Überlegungen bei weitem nicht aus. Selbst der Physiker W.M. Bauer greift zum Hilfsmittel der Mathematik, allerdings mit kapitalen mathematischen Fehlern, so dass seine Ergebnisse falsch und unbrauchbar sind.
Annahme von
Bruhn in "Der Dissipationsterm in der Navier-Stokes-Gleichungen"
über Konstanz der Zähigkeitskoeffizienten bedeutet
Konstanz von Temperatur, Kompressibilität und Druck im Medium.
Nein! Bereits bei konstanter Zähigkeit Null sind kompressible Strömungen die Regel, in denen weder Druck, noch Dichte, noch Temperatur konstant bleiben.
Ihre Behauptung, dass konstante Viskositätskoeffizienten konstante Zustandsgrößen (Temperatur, Druck) nach sich ziehen, ist a b s u r d , der einfachst mögliche Fall Viskosität Null zeigt das schon. Auch W.M. Bauer arbeitete so.
Mit der konstanten Viskosität haben Sie Recht. Ich habe in meiner russischen physikalischen Enzyklopädie nachgelesen.
Bitte um zwei "verbale" Erklärungen zu folgenden Fragen:
1. Wie entsteht die scharfe Grenze in der Windhose ohne den 2. Hauptsatz zu verletzen?
2. Woher nimmt der Rauchwirbelring die Energie, um sich endlos weit fortzupflanzen?
Die "scharfe Grenze" kann alle möglichen Gründe haben, warum muss denn nun gerade die Entropie dafür herhalten? Das müssen S i e begründen, nicht ich!
Wer
behauptet, hat die Beweislast.
Trotz Ihrer Behauptungen bleiben Sie in Ihrer virtuellen mathematischen Welt gefangen. Das beweist Ihr Vorschlag den Fall Viskosität gleich Null zu analysieren. In der realen Welt gibt es aber diesen Fall nicht, weil Parameterwerte Null und Unendlich in der Wirklichkeit nicht existieren.
Unendlich stammt von I h n e n ! Aber Null ist ein Wert, mit dem man viele Jahre sehr erfolgreich Aerodynamik betrieben hat.
Wirbelexperiment:
In die Wand einer Trommel wird ein konzentrisches Loch geschnitten. In die
Trommel wird eine vom Zentrum nach rechts oder nach links verschobene
Rauchkerze hineingestellt. Dadurch entsteht Konvektion: die Luft mit dem Rauch
rotiert in der Trommel. Wenn man jetzt auf die Mitte der zweiten Trommelwand
mit der Hand kräftig schlägt, kommt aus dem Loch ein Rauch-Wirbelring heraus,
der sich in warmer Luft fortpflanzt, bis er auf ein Hindernis stößt. In kalter
Luft wird er sich überhaupt nicht bilden. Aus diesem Experiment folgt, dass der
Wirbelring die Wärmeenergie "benutzt" um sich fortzupflanzen. Der
Wirbelring ist also eine Maschine, die Wärmeenergie direkt in kinetische
Energie umwandelt im Widerspruch zum 2. Hauptsatz der Thermodynamik.
Die Thermodynamik
lehrt, dass die Umwandlung von Wärmeenergie in mechanische Energie überhaupt
noch keinen Verstoß gegen den 2. Hauptsatz darstellt. (s. J. Watts
Dampfmaschine) Bekanntlich wird der verlustfreie Idealfall, die Grenze des 2.
Hauptsatzes, durch den Carnotschen Kreisprozess gegeben. Deswegen ist die obige
Berufung auf den Wirbelring als
Maschine, die Wärmeenergie direkt in kinetische Energie umwandelt
im Widerspruch zum 2. Hauptsatz,
nicht schlüssig.
S i e
müssen nachweisen,
dass bei Ihrem Kerzen-Experiment
tatsächlich die Entropie abnimmt. Denn:
Wer
eine Behauptung aufstellt, hat auch die Beweislast.
Woher nimmt der Rauchwirbel-Ring, der sich fortpflanzt ohne die Geschwindigkeit zu verlieren, die Energie dazu? Dieses Experiment führen die Schaeffers ständig vor.
Zwei mögliche Gründe:
1) Die Viskositätskoeffizienten für Gase sind extrem kleine Zahlen, so dass ihre experimentelle Bestimmung sehr mühsam und ungenau ist. Die von Ihnen so verabscheute Zahl Null ist durchaus eine gute Näherung für die Koeffizienten.
2) Es gibt bestimmte Bewegungsformen von Gasen, bei welchen die Navier-Stokes-Reibung aus mathematischen Gründen exakt Null ist, egal wie groß die Koeffizienten sind. Dazu gehört die im Auge eines Hurricans dominierende Festkörperdrehung, aber auch sog. Potentialwirbel.
In beiden Fällen erleiden die Wirbel keine (nennenswerten) Verluste und können beliebig lange laufen.
Vorschlag vom Anfang der Diskussion, das Prinzip IRENA,
wurde nicht beachtet: In der Wirklichkeit gibt es keine physikalischen
Parameter gleich Null. Sie haben dieses Prinzip nicht widerlegt und
verwenden trotzdem weiter mathematische Modelle (Newtonsches Fluid) mit Parametern (Dissipationsterm)
gleich Null.
F a l s c h ! In meinem Dissipationsartikel werden Viskositätskoeffizienten u n g l e i c h N u l l verwendet. Ergebnis: Längs jeder Teilchenbahn kann die Entropie nur konstant bleiben oder zunehmen. Auch W.M. Bauer benutzt diese Koeffizienten u n g l e i c h Null, aber mit Rechenfehlern, deshalb sind seine Ergebnisse unbrauchbar und falsch.
Irrtum! Schaeffer und Bauer stellen das Energieerhaltungsgesetz (= ersten Hauptsatz) nicht in Frage.
Bauers Aussage lautet: Der z w e i t e Hauptsatz gilt nicht in Wirbeln.
Der zweite
Hauptsatz besagt, grob formuliert, dass nie Wärme ohne äußeren Einfluss, "von allein", vom
kälteren zum wärmeren Gegenstand fließt.
Das wollte Bauer mit seiner (fehlerhaften) Rechnung widerlegen. Aber die
korrekte Rechnung zeigt, dass der zweite Hauptsatz im Fall der
Gaswirbel immer gilt.
Dass der Wirbelring bei gewissen Bewegungsformen keine Energie
verbraucht und infolge dessen sehr lange leben kann, wusste schon Helmholtz (1821-1894).
Vorschlag: Kooperation mit Herrn Schaeffer zur Entwicklung gemeinsamer Diskussionsbeiträge. Oder Beiziehung anderer Berater.
Ich
gebe auf. Vorschlag neuer
Diskussionspartner (gleichzeitig
Mathematiker und Wirbelphysiker): R. Fehlmann, E. Lehmann, A. Waser,
Dr. J. Huber, s. "Kompendium der Wirbelphysik"
in www.safeswiss.org.
Zur Gruppe SAFE, insbes. zu Herrn Fehlmann, besteht bereits Kontakt. SAFE arbeitet z.Z. nach Einspruch an der Beseitigung der dort entdeckten Fehler.
Auch o h n e Integration können wichtige Aussagen über die Lösungen, also das Verhalten der damit beschriebenen Strömungen, gewonnen werden, z.B. über Energiedissipation und das Verhalten der Entropie.
Nachtrag: Eine Mail von Herrn R. Fehlmann, SAFE, an
Herrn Dr. Oesterle
vom 22.04.01
Sehr geehrter Herr Dr. Oesterle
Sie haben in der Diskussion mit Herrn Bruhn mal auf die Arbeitgruppe Wirbelphysik von SAFE verwiesen. Als Initiator und Leiter dieser Gruppe möchte ich Sie daher gerne über unsere Haltung informieren.
Wir sind eine kleine Gruppe von interessierten Laien (Informatik, Elektrotechnik, Sanitär&Klima usw.), die sich aktiv mit der Grauzone zwischen Wissenschaft und Spiritualität befasst. Wir sind insbesondere keine geschulten Wirbelphysiker, sondern betrachten die Beschäftigung mit dem Thema Wirbel primär als einen Entwicklungsweg auf dem wir naturwissenschaftlich, geisteswissenschaftlich-philosphisch sowie sozial im Kontakt mit interessanten Menschen viel lernen und unsere Horizonte erweitern.
Insbesondere sind wir neutral, d.h. wir wollen und können keine Aussagen Anderer beurteilen, sondern bemühen uns lediglich, solche uns interessant erscheinenden Aussagen verständlich zu formulieren und evtl. zu verknüpfen.
So haben wir auch Bauer im
Aspekt Spontane Wirbelbeschleunigung versucht zu verstehen und waren kurz
davor, uns unser Scheitern einzugestehen, als Herr Bruhn sich einschaltete. Wir
akzeptieren die Kompetenz von Herr Bruhn, verstehen sogar seine Gedankengänge
und Argumentationsketten (obwohl wir nicht jeden Rechenschritt genau
nachvollziehen können) und können nun die spontane Wirbelbeschleunigung als
erledigt ansehen. Ob damit auch die anderen Ideen von Bauer erledigt sind,
müssen wir offen lassen.
Obwohl wir seriöserweise im Kompendium der Wirbelphysik ganz unten, d.h. auf der naturwissenschaftlichen Stufe begonnen haben, uns ins Thema Wirbel einzuarbeiten, wollen wir uns nicht (wie anscheinend Herr Bruhn) auf diese Stufe beschränken, sondern lernend weiter nach „oben“ vorstossen, in die qualitativen Aspekte des Wirbels (Stichworte: Wasserqualität, Informationsspeicherung usw.) und dereinst auch in den feinstofflich-lebendigen Bereich. Im Gegensatz zu Herrn Bruhn glauben wir, dass im Wirbel noch fundamentale Geheimnisse stecken, die allerdings auf der untersten Stufe nicht zugänglich sind.
Wir sind froh, in Herrn Bruhn
einem kompetenten Kenner auf der naturwissenschaftlichen Stufe begegnet zu
sein, der uns Grenzgänger immer wieder (zugegeben, manchmal etwas forsch)
darauf aufmerksam macht, die Bodenhaftung nicht zu vernachlässigen. Zudem ist
uns wichtig, uns als eine Art Vermittler zwischen den eingefleischten
Materialisten und den abgehobenen Esoteriker zu verstehen und zu einem
fruchtbaren Dialog zwischen beiden Seiten beizutragen.
Damit betrachte ich von meiner Seite aus die Diskussion um Bauer als abgeschlossen und wir können uns weiteren Wirbel-Themen zuwenden.
Mit freundlichen Grüssen
Rudolf Fehlmann