Zum Nieber-Süß-Auftritt im SWR

Frau Nieber am 15.06.2005 in der Sendung WWW des SWR:

"Wir haben die Untersuchung von verschiedenen Experimentatoren durchführen lassen. Zum anderen haben wir auch Doppel-Blind-Studien gemacht. Das heißt also: Der Experimentator wusste nicht, ob er nun eine homöopathische Verdünnung untersucht oder eine Kontroll-Lösung. Und alle Untersuchungen brachten das Ergebnis, dass nur homöopathische Verdünnungen, die nach dem deutschen homöopathischen Arzneibuch hergestellt wurden, eine Wirkung zeigten. Das ist für uns ein Beweis der Wirkung."

Wenn das alles so einwandfrei gelaufen war, sogar mit Doppel-Blind-Studien, dem zuvor unerreichten Ziel aller Homöopathen, so fragt man sich, weshalb es dann ein halbes Jahr später, am 2.12.2005, zu der Pressemitteilung der Universität Leipzig kommen konnte:

"Frau Prof. Nieber hat ihren Anteil an dem für die Studie verliehenen Hans Heinrich Reckeweg-Preis zurückgegeben. Des Weiteren hat sie eine entsprechende Reaktion, ein Erratum, gegenüber dem Herausgeber der Zeitschrift "Biologische Medizin", in der der inkriminierte Beitrag "In vitro Testung von homöopathischen Verbindungen" erschienen war, angezeigt. Dekanin Prof. Beck-Sickinger informierte, dass Frau Nieber aufgrund der Diskussionen in den letzten Monaten, der Auswertung unabhängiger Fachgutachten und nach einer nochmaligen Prüfung aller Daten Fehler bei der Gestaltung der Versuchsdurchführung und der Auswertung eingeräumt hat. Das betreffe vor allem das Fehlen von notwendigen Kontrollversuchen und das Nichteinbeziehen aller erhobenen Daten in die statistische Auswertung bei einigen Messreihen. Frau Nieber habe selbst eingestanden, dass ihr diese Mängel bei der Abfassung und Begutachtung der in ihrer Arbeitsgruppe entstandenen Arbeiten hätten auffallen müssen."

Frau Nieber sagt: "Ja, man muss skeptisch sein. Und ich war sogar sehr skeptisch. Ich bin Pharmakologin, also Naturwissenschaftlerin. Und in der Pharmakologie geht man davon aus, dass, wenn kein Wirkstoff vorhanden ist, auch keine Wirkung da ist. Trotzdem haben wir uns der Aufgabe gestellt, wir haben es versucht."

Wusste Frau Nieber nicht, dass der Beweis einer außergewöhnlichen Behauptung auch außergewöhnliche Sorgfalt erfordert?

Jetzt bekundet sie mangelnde Sorgfalt. Möglicherweise geht dieser Mangel auf das Drängen ihres Koautors Prof. i.R. Wolfgang Süß zurück. Denn im Gegensatz zu der von Frau Nieber (mehr oder weniger glaubhaft) bekundeten Skepsis als Naturwissenschaftlerin ist Herr Süß seit langem als ausgewiesener Homöopath *) - Mitglied im Fachausschuss der Deutschen Homöopathischen Arzneibuch-Kommission - bekannt, der weiß, was er will. Und Herr Süß wollte einen Wirkungsnachweis für hochverdünnte Homöopathika erbringen. Denn dafür winkte ihm außer dem Reckeweg-Preis 2003 auch der 1. Hahnemann-Preis der Stadt Meißen, Hahnemanns Geburtsstadt, 250 Jahre nach dessen Geburt. Die Weichen waren somit seit langem in Richtung Homöopathie gestellt - doch jetzt ist der Zug mit dem Rückzieher von Frau Nieber in voller Fahrt entgleist . . .


*) Was Herr Süss für Physik hält, hat er dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in einem
Vortrag erläutert.

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